Für die Gestaltung der Ortskernerweiterung von Roelofarendsveen, einem Ort in der niederländischen Provinz Südholland, ist das Konzept von Christoph Kohl Stadtplaner Architekten in einem eingeladenen Wettbewerb im Jahr 2012 mit dem 1. Preis ausgezeichnet worden. Inzwischen ist der größte Teil des neuen Quartiers fertiggestellt und auch die letzten Häuser sind verkauft.
CKSA haben zusammen mit Mulleners+Mulleners alle Reihenhäuser und Geschosswohnungsbauten, zum Teil mit Ladenflächen im Erdgeschoss, entworfen. Für die Reihenhäuser wurde eine Auswahlmatrix geschaffen, die den Käufern die freie Wahl der Fassade ließ und gleichzeitig die Kontrolle des Gesamtbildes durch die Architekten ermöglichte.
Die Entwickler Heembouw Ontwikkeling und Hoorne Vastgoed hatten ursprünglich vier Architekturbüros dazu eingeladen, detaillierte Vorschläge für die Erweiterung des Ortskerns um 300 Wohneinheiten sowie 7.000 Quadratmeter gewerbliche Flächen und soziale Einrichtungen zu erarbeiten. Im Projektverlauf wurde das gewerbliche Programm reduziert und rundum den zentralen Platz konzentriert. Im Januar 2019 wurden die letzten der insgesamt 309 Wohneinheiten fertiggestellt.
Mit dem Projekt wird das Dorfzentrum von Roelofarendsveen von der alten Hauptstraße ‚Noordeinde’ aus in die kultivierte Moorlandschaft hinein erweitert. CKSA bewahren in diesem Urbanisierungsprozess die Grundzüge der Moorlandschaft und nutzen das Wasser als allgegenwärtiges Element sowie als besondere Qualität. Zudem soll der neue Ortskern trotz des hohen geforderten Maßes der baulichen Nutzung einen dörflichen Charakter erhalten und sich in seine Umgebung einfügen.
Und auch wenn der Städtebau wiederholt an die sich veränderenden Umstände angepasst wurde, sind die Charakteristika, die den gewinnenden Entwurf kennzeichnen, noch deutlich ablesbar:
Zahlreiche Städte und Dörfer in holländischen Moorlandschaften – wie Schoonhoven, Gouda, Delft und die Gemeinde Graft-De Rijp – resultieren aus derartigen Verstädterungsprozessen. Bei der Bebauung der Moorwiesen wurden die Gräben zu Kanälen umgestaltet. Die langen regelmäßigen Linien der Urbarmachung blieben somit als kennzeichnende Struktur erhalten. Innerhalb des strengen Rasters der kultivierten Moorlandschaft ist eine große Flexibilität für die Form der Parzellen sowie der Straßen- und Kanalprofile gegeben.
Die meisten neuen Kanäle erhalten ein asymmetrisches Profil: Südlich der Kanäle ist eine schmale Einbahnstraße vorgesehen, auf der anderen Seite liegen die Häuser und Gärten direkt am Wasser. Während die Südseite des Kanals formaler ist mit überwiegend geschlossener Bebauung, ist die direkt am Wasser gelegene Bebauung auf der Nordseite vielfach durch Gärten aufgelockert und erscheint offener. Mit Wegen und kleinen Brücken werden sich schlängelnde Fußverbindungen durch die Blockstruktur geschaffen.
Rechtwinklig zu den Wassergräben gibt es einige wenige kreuzende Verbindungen, die aus der strengen Rasterstruktur ausbrechen und somit eine größere Bedeutung haben. Die bedeutendste dieser Querlinien ist die neue Einkaufsstraße, die das bestehende Einkaufszentrum am Noordplein mit einem neuen Platz am See verbindet. Als klarer Endpunkt der Einkaufsstraße bietet dieser „Wasserplatz“ Raum für schöne Ausblicke. Schaut man vom neuen Platz aus zurück, trifft der Blick genau auf den historischen Wasserturm, so dass auch visuell eine direkte Verbindung zwischen dem neuen und dem alten Ortskern geschaffen wird.
Für Fußgänger und Radfahrer führt diese Verbindung über eine neue Zugbrücke zwischen bestehendem ‚Noordplein‘ und neuem kommerziellem Zentrum. Dort finden sich vier verschiedene Wohngebäude, teils mit Sozialwohnungen, mit Ladenflächen im Erdgeschoss.
Projektpräsentation des Entwicklers:
De Oevers van Roelofarendsveen