1. Juli 2022
Hamburgs grünes Netz ist ein Garant für Lebensqualität in der Stadt. Zwölf strahlenförmige Landschaftsachsen, die durch die Stadtlandschaft in die offenen Landschaften führen, sind die grünen Arterien der Metropole an Alster und Elbe.
An der Volkspark-Landschaftsachse wohnen rund 100.000 Menschen in fünf Minuten Gehentfernung zur Landschaftsachse. Sie verbindet das St. Pauli Stadion mit dem Volksparkstadion. In ihrer Mitte liegt eine Kette von Friedhöfen. Ehemals lagen sie am Stadtrand, heute sind es stille Oasen inmitten der Stadt. Diese Friedhöfe unterliegen starken Veränderungen. Friedhofsflächen werden in dieser Dimension nicht mehr benötigt, gleichzeitig müssen sie weiter gepflegt werden, um nicht zu verwildern.
Wie kann ein irdischer Garten Eden in Altona-Bahrenfeld entstehen, der seine Pforten nach allen Seiten öffnet und die Gemeinschaft dazu einlädt, eine Kette neuer Parks mit zu gestalten? Neue direkte Verbindungswege für umweltfreundliche Mobilität sind zu suchen, Anpassungen an den Klimawandel zu gestalten und neue gemeinschaftliche Nutzungsmodelle zu entwickeln.
Freie Flächen sind ein knappes Gut in einer dichter werdenden Stadt. Sie haben nicht nur einen ökologischen Wert, sondern auch einen ökonomischen. Insofern soll auch eine adäquate wohnungswirtschaftliche Nutzung an den Rändern zur Umsetzung des grünen Projektes finanziell zu unterstützen.
Das Team FJP Landschaftsarchitekten und CKSA Christoph Kohl Stadtplaner Architekten haben ihren Vorschlag mit dem Arbeitstitel „Hamburger Perspektivwechsel“ beigesteuert:
Unser Beitrag setzt auf eine starke Ost-West-Orientierung aus. Im Norden bildet der sog. ‚Bunte Wald‘ das Rückgrat der Landschaftsachse in diesem Bereich. Im Süden werden Wiesen und Feuchtlandflächen zu einem ‚Schwammpark ‚ verbunden. Eine durchgängige Wegeverbindung vernäht die unterschiedlichen Teilbereiche untereinander.
Im Osten wird am Bahnhof Diebsteich mit einem neuen Stadtplatz und einer Parkwiese ein markanter Auftakt vorgeschlagen. Im Westen bildet ein Spielplatz das Gegenstück im Übergang zur Science City. Eine Stadtfarm und ein sog. Loop mit einem Hof der Begegnung bilden weitere besondere Orte, die alle an der zentralen Wegeverbindung angelagert werden.
Neben den bestehenden und zu erhaltenden Friedhöfen, die sich stärker in den ‚Bunten Wald‘ integrieren, werden kaleidoskopartig weitere Freiraumnutzungen wie ein Garten der Erinnerung, die Stadtfarm, ein Mitmachgarten oder die Bauflächen am Bornkampsweg und an der Leunastraße in die Landschaftsachse integriert.
Dabei wird ein landschaftliches Bild vorgeschlagen, dass vor dem Hintergrund des langen Umsetzungs- und Entwicklungszeitraums kritisch zu beurteilen ist. Der vorgeschlagene ‚Hamburger Perspektivwechsel‘ soll durch Flächenaustausch und Flächenkonzentration erreicht werden.
Im Rahmen des Werkstattverfahrens wurden von vier teilnehmenden Büros – FJP.CKSA | atelier le balto | Tredje Natur | Karres en Brands – verschiedene Möglichkeiten für die zukünftige Entwicklung des Projektgebietes ausgelotet. Diese wurden einander gegenübergestellt und ausführlich diskutiert und bewertet und daraus ein Programmplan mit Empfehlungen unter Berücksichtigung der zeitlichen Perspektiven erstellt.
Einerseits ist er damit Ausgangspunkt für konkrete Planungen und Projekte zur Transformation der heute nach innen gekehrten Friedhöfen hin zu lebendigen und offenen Grünräumen. Andererseits bilden die Empfehlungen die Grundlage für die weitere Zusammenarbeit von Kirche und Stadt und die Umsetzung erster gemeinsamer Projekte. Besonders hervorgehoben sind erste Schritte. Sie legen entweder wichtige Grundlagen für die weitere Planung oder könnten als Pilotprojekte direkt umgesetzt werden.
Titelfoto © Behörde für Klima, Umwelt, Energie und Agrarwirtschaft / Tobias Hage