20. Mai 2023
Kurz vor 12 auf Hiddensee
Nicht nur Südtirol und Sylt, auch die Hiddenseer wollen verhindern, dass ihr Land unter Tagesgästen, Besucher- und Käuferströmen an Attraktivität und Anziehungskraft verliert. Overtourism!
Wie der Berliner TAGESSPIEGEL berichtet, will die Inselgemeinde an der Ostsee „alle Sicherungsinstrumente, die das Baurecht hergibt, nutzen, um selbst die Inselbebauung steuern und Fehlentwicklungen stoppen zu können“.
So heißt es in einer Pressemitteilung des Bürgermeisters Gens. Wie groß die Not ist, zeigen seine im Stakkato-Stil gesetzten Großbuchstaben:
„Es ist kurz vor 12 auf der Insel. Hiddensee braucht Wohnraum für Insulaner und Beschäftigte, aber nicht immer mehr Bautätigkeiten und Ferienwohnungen. Jetzt muss gehandelt werden! Darum habe ich den Vorsitz im Bauausschuss ab sofort selbst übernommen und zur ‚Cchefsache‘ erklärt.“
Ein „Nichtbebauungsplan“ wäre das Beste
Dieses Problem an der Ostsee soll nun ein Südtiroler richten, der Berge versetzen kann: Architekt und Stadtplaner Christoph Kohl (Berlin) wird nach entsprechenden Voruntersuchungen ein Strategiepapier vorlegen, wie ein Bebauungsplan für Hiddensee aussehen sollte. Eigentlich wünschen sich die Insulaner einen „Nichtbebauungsplan“. So etwas gibt es aber leider nicht. Der sogenannte ‚Bettenstopp‘ in Südtirol verfolgt dasselbe Ziel.
CKSA sind in einer Arge mit GfP unter Prof. Dogan Yurdakul nach einer Ausschreibung mit einem „Rahmenbebauungsplan“ beauftragt worden. „Das heißt, es wird die ganze Insel betrachtet. Es werden zunächst einmal Gebiete definiert, die städtebaurechtlich überhaupt als Orte oder als Flecken bezeichnet werden können.“ Das „Inselkonzept“ soll helfen, sich auf die historisch gewachsenen landschaftlichen, landwirtschaftlichen und siedlungsstrukturellen Merkmale zu konzentrieren und Fehlentwicklungen zu vermeiden. Hiddensee muss in seiner Einzigartigkeit erhalten und vor einem immer stärker werdenden Entwicklungsdruck bewahrt bleiben. „Wir brauchen unbedingt ein Gesetz, das dieses Ausbreiten weiterer Ansiedlungen verhindert. Wir brauchen viel mehr Natur und müssen gucken, wie wir die Baustruktur wieder in die gewachsenen Grenzen zurückzudrängen“, sagt Kohl dem Tagesspiegel.
Die Stimmung auf Hiddensee hat Kohl so wahrgenommen: „Die Insulaner sagen: Wir können nur existieren, wenn wir so bleiben, wie wir sind, und attraktiv bleiben für die, die uns so mögen, die wir sind, weil wir so bleiben, wie wir sind.“ Insulaner sind das Beste am Norden!