Potsdam. Speicherstadt. Neue Urbanität am Havelufer

Landeshauptstadt Potsdam | Gestaltungsrat der Landeshauptstadt Potsdam 2010-2013: Planen Gestalten Bauen in Potsdam 2010-2013.

Speicherstadt Mittelbereich (13)
Bauherr: Groth Gruppe, Berlin
Architektur: nps tchoban voss, Berlin
Christoph Kohl Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin
Klaus Meier-Hartmann Architekten, Berlin
Hilmer & Sattler und Albrecht, Berlin
Landschaftsarchitektur: Lützow 7, Berlin

An diesem für Potsdamer Verhältnisse sehr großen Vorhaben zeigten sich die unterschiedlichen Auffassungen bezüglich gestalterischer Beratungsarbeit.

Die zwischen Havel und Brauhausberg gelegene Speicherstadt entwickeln private Investoren auf der Grundlage eines Masterplans von 2010 zu einem neuen Stadtteil für gehobenes Wohnen. Die Planung der 13 Wohngebäude im Mittelbereich durch vier Architekturbüros soll für eine ansprechende Vielfalt sorgen. Während die Bebauung zur Leipziger Straße eine geschlossene Kante ausbildet, lösen sich die Blockränder zur Havel in große Einzelgebäude auf. Höhenmäßig stufen sich die mit Staffelgeschossen versehenen Neubauten von vier Vollgeschossen in Nachbarschaft des Persiusspeichers bis zum 6-Geschosser, der mit steilem Satteldach die Kubatur der einstigen Mühlenspeicher nachzeichnet. Drei dieser Speicher sollten auch ohne Denkmalschutz als situationsprägend bewahrt werden. Später stellte sich heraus, dass sie mit vertretbarem Aufwand nicht zu halten waren.

Im Gegensatz zu den Backsteinvolumen der historischen Speicher sind die Neubauten durch eine klassische Fassadengliederung, durch unterschiedliche Fensterformate, Versprünge und auskragende Balkone differenziert. Die öffentlich nutzbaren Plätze und Wege werden nach einem übergreifenden Konzept gestaltet, das entlang der alten Hafenbahntrasse eine abwechslungsreiche Folge von Freiräumen vorsieht.

Der Gestaltungsrat lobte ausdrücklich den ursprünglichen Ansatz, die identitätsstiftenden Mühlenspeicher zu erhalten. Dies ist am Ende nicht gelungen. In mehrfachen Überarbeitungen wurden Höhen, Dachlandschaft und Baukörper beruhigt sowie Alternativen zur Bebauung am Persiusplatz vorgestellt. Eine stärkere Nutzungsmischung Wohnen/Gewerbe konnte nicht erreicht werden.

Das Projekt war jedoch schon vor Existenz des Gestaltungsrates zu weit entwickelt, um Anregungen zufriedenstellend zu berücksichtigen. Der Verkauf des Grundstückes ohne gestalterische Auflagen an den privaten Bauherrn durch die ProPotsdam, die weit fortgeschrittene städtebauliche Entwicklung durch eine Rahmenvereinbarung und die Zusage der Genehmigung nach § 34 BauGB schränkten den Handlungsspielraum enorm ein. Der Bauherr war zu mehreren intensiven Beratungsgesprächen bereit, konnte wesentliche Änderungen seiner Planung aber nicht mehr akzeptieren.

Landeshauptstadt Potsdam| Gestaltungsrat der Landeshauptstadt Potsdam 2010-2013: Planen Gestalten Bauen in Potsdam 2010-2013, November 2013, S. 26/27 [www.potsdam.de].