Potsdam bekommt ein exklusives Wohnquartier an der Havel

Stadt erteilt Baugenehmigung für 80-Millionen-Euro-Projekt.

von Katrin Starke.

Dass die Industriebrache zwischen Brauhausberg und Havel in Potsdam tatsächlich einmal zu einem Wohnquartier für gut Verdienende wird, hat Klaus Groth in den vergangenen Monaten mehrfach bezweifelt. Der Unternehmer aus Berlin plant den Bau von knapp 260 Wohnungen im Mittelbereich der historischen Speicherstadt. Dass er am Dienstag aus den Händen des Baubeigeordneten Matthias Klipp (Bündnisgrüne) die Baugenehmigung überreicht bekam, schätzt Groth als kleines Wunder ein. Auflagen und Bedenken seitens des Lärm- und Umweltschutzes, der Denkmalpfleger, der Statiker und der Wasserbehörden hätten das Baugenehmigungsverfahren erheblich erschwert, bestätigt Klipp. Wegen der guten Zusammenarbeit mit der Groth Gruppe habe es aber trotz allem nur sechs Monate von der Antragstellung bis zur Genehmigung gedauert.

23 000 Quadratmeter Wohnfläche

Das 80-Millionen-Euro-Projekt der Groth Gruppe wird insgesamt 23 000 Quadratmeter Wohnfläche auf einem Areal von etwa 11 350 Quadratmetern umfassen. Ein 5900 Quadratmeter großes Baufeld hat laut Groth bereits ein institutioneller Investor als Anlageobjekt erworben. Die hier vorgesehenen 113 Neubauwohnungen sollen vermietet werden. Auf weiteren 5500 Quadratmetern sollen insgesamt 144 Eigentumswohnungen entstehen. Entlang der Havel sind zudem Grün- und Kinderspielflächen geplant.

Um möglichst viele Zielgruppen anzusprechen, habe er auf einen breiten Mix an Wohnungsgrößen gesetzt. Mieter wie Käufer können zwischen 60 und 190 Quadratmeter großen Wohnungen wählen. Durchschnittlich elf bis 12,30 Euro Nettkaltmiete pro Quadratmeter setzt der Unternehmer an. „Wer sich Eigentum am Wasser zulegen will, muss zwischen 2850 und rund 4600 Euro für den Quadratmeter zahlen.“ Kleinere Eigentumswohnungen seien ab 160 000 Euro zu haben.

Gestalterisch umgesetzt werden die zwölf Mehrgeschosser im Mittelpart der Speicherstadt von den Architekturbüros Christoph Kohl Architekten, Hilmer & Sattler und Albrecht, kmh-architekten und nps Tchoban Voss. Mit einer klassischen Linie bei der Fassadenoptik, Deckenhöhen von mindestens 2,80 Metern, großen Fenstern, Balkonen und Terrassen verzichten die Architekten auf experimentelles Bauen. „Das Konzept geht bislang sehr gut auf“, sagt Groth. Seit der offiziellen Vorstellung im Juli hätten sich schon 100 Interessenten um Eigentumswohnungen beworben. Die Hälfte komme aus Potsdam und der näheren Umgebung, 20 Prozent aus Berlin, 30 Prozent aus anderen Bundesländern. Gefragt seien vor allem kleine Wohnungen.

Rund 80 Prozent der Interessenten würden auf bis zu 100 Quadratmetern leben wollen, nur 20 Prozent ziehen Vier- bis Sechszimmer-Wohnungen vor. „Das entspricht auch unseren Erfahrungen auf dem Berliner Wohnungsmarkt“, sagt Groth.

Der Zeitplan des Bauvorhabens ist eng gesteckt. Schon im Frühjahr 2012 soll mit dem Hochbau begonnen werden, ab Frühjahr 2013 sollen die Wohnungen fertiggestellt und übergeben werden. „Sukzessiv können Wohnungen aber schon ab dem zweiten Quartal 2012 bezogen werden“, sagt Groth.

Die Sorge vieler Potsdamer, dass sich die Speicherstadt zu einem hermetisch abgeriegelten Wohnquartier für gut Betuchte entwickeln könnte, weist der Baubeigeordnete zurück. „Der Persiusplatz als ein zentraler Punkt des neuen Stadtviertels wie auch die Uferwege sind öffentlich zugänglich.“

Katrin Starke in: Berliner Morgenpost, 21. Dezember 2011.

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