Masterplan für Speicherstadt vorgestellt

Architekt Christoph Kohl überzeugte bei „Potsdamer Mitte im Dialog“.
Uferkante weitgehend begrünt.

von Guido Berg

Potsdam/Teltower Vorstadt – Auf gute Resonanz ist der Architekt Christoph Kohl am Mittwochabend bei der ersten öffentlichen Präsentation des von ihm erarbeiteten Masterplans für die Speicherstadt und den Brauhausberg gestoßen. Bei seinem Vortrag der Reihe „Potsdamer Mitte im Dialog“ im Alten Rathaus ging Kohl, Partner des Kirchsteigfeld-Architekten Rob Krier, auf Details der künftigen Bebauung des innenstadtnahen Areals westlich des Leipziger Dreiecks ein. So sollen Kohl zufolge zwei turmartige kreisrunde Gebäude eine Art Eingangstor zur Leipziger Straße bilden und bereits vom Bahnhofsausgang aus einladend wirken. Ferner sieht Kohls Masterplan eine weitgehend begrünte Uferkante zur Havel vor. Dabei knüpft Kohl an „historisch belegbare Qualitäten“ an – bereits im 18. Jahrhundert war das Speicherstadt-Ufer begrünt, wie ein Gemälde zeigt.

Eine „Liegewiese für Badende“, wie von der Potsdamer Linken im Zuge eines Ausbaus der Brauhausberg-Schwimmhalle zu einem Freizeitbad gefordert, erteilte der Architekt eine Absage. Der Brauhausberg sei auf lange Zeit „der falsche Ort für solche Funktionen“. Vielmehr will Kohl den Brauhausberg mit dreigeschossigen Gebäuden plus Dachgeschoss bebauen, zusammengefasst in mehreren Quartieren. In der Speicherstadt sieht der Planer Viergeschosser plus Dachgeschoss vor.

Das Berliner Architekturbüro von Rob Krier und Christoph Kohl war erst Mitte 2009 von der Stadt Potsdam mit der Erstellung eines gemeinsamen städtebaulichen Masterplans für die Speicherstadt und den Brauhausberg beauftragt worden. Seit 1994 hat es insgesamt vier seriöse Planungen für die Speicherstadt gegeben. Der zeitlich jüngste Masterplan des Architekturbüros Hilmer & Sattler und Albrecht hatte dem Vernehmen nach die Denkmalschützer nicht überzeugen können. Daraufhin veranstaltete die Stadt ein Hearing, aus dem Christoph Kohl als Sieger hervorging. Der Architekt – in den 1990er Jahren hatte der gebürtige Südtiroler bereits einmal an einem Wettbewerb für die Speicherstadt teilgenommen – entwarf daraufhin seinen Masterplan im Eiltempo. Der Grund: In der von den Speicherstadt-Eigentümern getroffenen Rahmenvereinbarung ist die Erstellung eines gültigen Masterplanes festgelegt. Dieser ist Voraussetzung für eine Verlängerung der Rahmenvereinbarung zum Ende dieses Jahres.

Der Masterplan ist Voraussetzung für die Erarbeitung eines Bebauungsplanes als Grundlage für Baugenehmigungen von Neubauten. Bereits saniert wurde der historische Schinkelspeicher im Süden der Speicherstadt.

In der anschließenden Diskussion wurde Kohls Plan als „ein überzeugendes Ergebnis“ bezeichnet. Positiv sei die Vernetzung von Speicherstadt und Brauhausberg. Wie Christoph Kohl gestern den PNN sagte, ist ein erfolgreicher Masterplan noch kein Garant dafür, dass „auch die Umsetzung formidabel sein wird“. Die Begeisterung über den Masterplan dürfe nicht dazu führen, dass die Stadt Potsdam die Bebauung nicht auch „mit derselben Intensität begleitet“. Das, was von unbekannten Investoren gebaut werde, müsse „nun nicht automatisch auch gut sein“. Die Qualität müsse gehalten werden. Kohl wirbt daher für die Erarbeitung einer Gestaltungssatzung für den Bereich.

Guido Berg in: Potsdamer Neueste Nachrichten, 18.12.2009.

for more information:
Jan Bosschaart: Vielfältig, aber dicht bebaut. Stadtplanung. Architekt stellt seine Vision von Speicherstadt und Brauhausberg vor, Märkische Allgemeine Zeitung, 18.12.2009.