Die im äußersten Südosten Potsdams liegende Vorstadt Potsdam-Kirchsteigfeld gehört zu den größten und ambitioniertesten Wohnungsbauvorhaben, die nach der Wiedervereinigung in den neuen Bundesländern realisiert wurden.
Das Kirchsteigfeld befindet sich in etwa 24 km Entfernung zur deutschen Hauptstadt Berlin und in etwa 5 km Entfernung zum historischen Zentrum der Landeshauptstadt Potsdam.
Angedacht wurde ein Stadtteil, der alle Einzelfunktionen urbanen Lebens aufweisen und verschiedenen Nutzungen gerecht werden sollte. Bereiche für Wohnen und Arbeiten, Freizeit- und Versorgungseinrichtungen sollten integriert und das Verkehrsaufkommen möglichst gering gehalten werden, gleichzeitig die Wege kurz und das Straßenbild zu allen Tageszeiten aufgrund der funktionalen Mischung lebendig sein. Aufbauend auf die Masterplanung der Wettbewerbsgewinner Krier · Kohl arbeiteten diese selbst neben weiteren 22 Architektenteams am Entwurf und der Realisierung der Gebäude für eine abwechslungsreiche und unverwechselbare Stadtlandschaft. Die Initiative für das Bauvorhaben ging auf den Berliner Entwickler Groth + Graalfs zurück, der das Grundstück 1991 gekauft und in einem städtebaulichen Vertrag die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand und damit die Bereitstellung von Fördermitteln unter der Verpflichtung auf Konditionen eines sozialen Wohnungsbaus und einer sozialen Infrastruktur festgelegt hatte.
Krier · Kohl vertraten einen Ansatz, der sich deutlich an den städtebaulichen Prinzipien der traditionellen europäischen Städte orientiert, bei großem Einfluss der topographischen Bedingungen. Zu diesen Grundprinzipien gehört die Blockrandbebauung in all ihren Varianten: Offen, aufgelockert und geschlossen. Sie besteht aus ähnlichen aneinandergereihten Einzelhäusern auf Grundstücksparzellen mit ruhigen Höfen und geschäftigen Straßen. Die städtebauliche Figur entwickelt sich vom östlich an der Autobahn gelegenen Waldrand in einer strengen Rasterstruktur zum Westen hin und wird schließlich um die Achsbezüge zur Plattenbausiedlung „Am Stern“ und zum Dorf Drewitz erweitert. Dies sind aber nicht bloße geometrische Anpassungen an die Ränder des Bebauungsfeldes, sondern sind als bewusste Hinwendung zu den Nachbarschaften konzipiert.
Die landschaftsprägenden Elemente „Hirtengraben“ mit seiner Uferrandvegetation und das Naturdenkmal „Priesterweg“ – die hundert Jahre alte Eichenallee – wurden als strukturierende Elemente in das städtebauliche Konzept aufgenommen und weiterentwickelt.
Text auszugsweise aus:
Prof. Dr. Ing. Frick, Dieter / Dr. Bodenschatz, Harald / Hofmann, Aljoscha (Hrsg.) (2012): Europäischer Städtebau. Beijing: China Architecture & Building Press.