Am neuen Hirschgarten | Berlin-Köpenick Alle Projekte

  • Ort

    Berlin

  • Leistungen

    2. Platz im Städtebaulich-freiräumlichen Werkstattverfahren

  • Programm

    Plangebiet: 27 ha; BGF: 186.279m² Wohnen, 117.600m² Gewerbe, 61.151m² Gemeinbedarf; 1964 Wohneinheiten

  • Auftraggeber

    Land Berlin, vertreten durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen des Landes Berlin, Referat Wohnungsbauprojekte - äußere Stadt

  • Co-Autoren

    Uniola Landschaftsarchitektur, Hoffmann-Leichter Ingenieurgesellschaft

  • Team

    Christoph Kohl, Sara King, Victor Joosten, Aniko Strutz, Srdjan Mandić, Choo Chii Wei, Stephanie Gil, Marco Mondello, Patrick Pagel, Cilli Kohl | Energieberatung ENISYST, Akustik Müller BBM, PVT-Fassaden Fa. PRIEDEMANN, Urban Farming FARM.NOW, Allergikerfreundliches Bauen AFBA/ECARF, Visualisierung: bildform.at

  • Zeitraum

    Okt. 2022 - Mai 2023

Von Oktober 2022 bis April 2023 haben wir erfolgreich am städtebaulich-freiräumlichen Werkstattverfahrens ehemaliger Güterbahnhof Köpenick teilgenommen.

Gemeinsam mit unserem Team aus Uniola Landschaftsarchitekten und Hoffmann-Leichter Verkehrsplanern haben wir uns nach einer EU-weiten Ausschreibung für die erste Phase qualifiziert und als einer der vier Finalisten die zweite Phase bestritten, in der wir mit einem 2. Platz ausgezeichnet wurden.

Credo

Nicht ungeahnte Techniken garantieren einen ressourcenschonenden Lebensstil, sondern die Entscheidungen jedes Einzelnen! Lokal verwurzelte Bürgerinnen und Bürgern werden die Annehmlichkeiten und Vorzüge eines Lebens im Fußgänger- und Fahrradfreundlichen Kiez lieben, und sich für einen klimabewussten Lebensstil entscheiden. Grüne Flächen, Höfe, Dächer, Fassaden sind nicht romantische Utopie, sondern Plattform für überfällige urbane Möglichkeiten. Gemäß unserem Credo schaffen wir erprobten Raum für das gesellschaftliches Zusammenleben, da wo die Menschen am stärksten einbezogen werden und mitbestimmen können: im eigenen Stadtviertel, im eigenen Kiez.

Leitidee

Mit einem Platz im Herzen der städtebaulichen Figur betonen wird das Gemeinschaftsbewusstsein. Grundgerüst des Quartiers sind die schnellen und sicheren Verbindungen für den Fuß- und Radverkehr.

 

Städtebau

Vom Bhf. Köpenick die urban geprägte Route, diagonal durchs Quartier bis zum Brandenburgplatz, und vom Bhf. Hirschgarten, die grüne Route, quer bis zum Bellevuepark. Die schnelle Ost-West-Verbindung verläuft als Fuß- und Radweg direkt der Bahntrasse entlang. Das Grüne Band als verkehrsfreier Natur-und Erlebnisraum hat wichtige stadtklimatische Funktion. Das Urbane Band verläuft gegenläufig als Geh- und Fahrradweg. Zentral im Kiez, am Schnittpunkt der Bänder „trifft sich alles“: Menschen, Angebote, die Öffis. Der Erpeplatz, das Herz des Quartiers, verbindet urbane und naturräumliche Aspekte. Die vorgegebene Umgehungsstraße (OUB) wird bewusst nicht parallel zur Bahntrasse geführt: Eine Funktionstrennung als reine Autostraße würde den Kiez stärker „zerschneiden“ und das Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit begünstigen! Stattdessen wird die „verbindende“ Stadtstraße mit „Schule-Schild“, Fußgängerüberwegen und der Haltestelle am Platz für Geschwindigkeitsbegrenzung sorgen.

Landschaft und Freiraum

Der Gleispark verläuft entlang beider Seiten der Bahn von Bhf. zu Bhf. als verbindendes lineares Biotop und bildet mit dem Grünen Band die Grünvernetzung des Quartiers ins Umland. Ein 4 Meter breiter Weg mäandriert durch den abwechslungsreichen Freiraum. Das grüne Rückgrat, dient als größter Überflutungs- und Versickerungsraum. Straßen und Wege werden von Grün- und Baumpflanzstreifen begleitet.

Mobilität

Das integrale Erschließungskonzept setzt nach dem Fußgänger auf den ÖPNV und das Rad. Das Netz von sicheren und bequemen Wegen verschränkt sich am Quartiersplatz. Dort gibt es Fahrradparkplätze und Leihradsysteme. Auch gibt es reichlich Fahrradabstellplätze in den angrenzenden Gewerbe- und Wohngebäuden. Das Design ist dem Auto hinderlich und dem langsamen Verkehr dienlich. Der ÖPNV mit zwei „Haupt“-Haltestellen wird die Anbindung des neuen Quartiers an die gesamte Stadt ganz selbstverständlich machen.

Alle spüren die Vorteile des autoarmen Quartiers. Überall wird der Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel unterstützt. Das öffentliche Straßennetz wird auf ein Minimum reduziert. Alle Nebenstraßen sind Sackgassen und als Shared Space ausformuliert. Im Zufahrtsbereich der Wohnhöfe sind Haltebuchten für Lieferverkehre vorgesehen. Die Bedürfnisse von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen werden selbstverständlich berücksichtigt. Die Befahrbarkeit aller Wege durch jegliche Einsatz- und Rettungsfahrzeuge ist gewährleistet.

Um Suchverkehre zu vermeiden, ist Ruhender Verkehr nur in den 3 Quartiersgaragen möglich (Ausnahme bilden barrierefreie Stellplätze und Car-Sharing). Mit Mobilitätsstationen ergänzen sie das Angebot der großen Hubs an den S-Bahnhöfen. An Stellingdamm und am Finanzamt wegfallende Stellplätze sind berücksichtigt. Mit 0,2 P/WE sind ausreichend Stellplätze nachgewiesen.

Quartiersgestaltung

Durch Versätze und Auflockerungen der Bebauung entstehen in den Höfen angenehme Gassen- und Grünräume. Die Blöcke sind perforiert, die Innenhöfe miteinander verbunden. Zu Bahn, Gewerbe und OUB steht lärmrobuste Bebauung, an Park und Elsengrundsiedlung aufgelockerter Geschosswohnungsbau. Nördlich der Bahn liegt ein schmaler, wg. Schienen- und Autolärm zum Wohnen kaum geeigneter Streifen, mit langgestreckten Höfen. Östlich folgt Wohnungsbau, der für die Bebauung am Stellingdamm als Lärmschutz für den Bestand wirkt.

Nutzungen

Als „Docks“ für den autoarmen Kiez sind die 3 Quartiersgaragen als „Anker“ ausgeworfen. Westlich des Kerns liegt der Schulcampus, durch seine Nähe zum Bhf. sehr gut erreichbar (insgesamt 30.000 m² BGF für Sozial- u. Bildungseinrichtungen). Die Schule ist als Lärmriegel zur Straße im Norden geschlossen geformt. Die Sportflächen, erstrecken sich von N nach S und sind so von allen Seiten gut erreichbar.

Entlang der Durchfahrtsstraßen sind in der „Lebensader“ Erdgeschoß 20.000 m² BGF flexible Gewerbeflächen vorgesehen. Insgesamt sind es 80.000 m² BGF Gewerbe- u. Büroflächen. Besonders die bahnhofsnahe Bebauung im Norden eignet sich als Gewerbe- und Bürostandort.

Der Wohnanteil am Neuen Hirschgarten beträgt 1.800 WE (à 95m² BGF). Die Wohnhöfe orientieren sich zu den attraktiven grünen Höfen, halböffentliche Pfade sorgen für einen Austausch im Quartier. Vor den Höfen übernehmen kleine Entreeplätze die Zugangs- und Verteilerfunktion zu den Hauseingängen und bieten Verweilangebote auf den Gemeinschaftsflächen.